sv98.de: Gude, Jungs! Was machen die Beine, wie fühlt sich der Körper an?
Clemens: Relativ schlecht, ich bin ziemlich angeschlagen. (lacht) Ich merke die Tage richtig in den Beinen, habe ordentlich Muskelkater. Eine Belastung dieser Art ist mein Körper nicht wirklich gewohnt gewesen.
Till: Philipp und ich haben schon in Darmstadt einige Doppeleinheiten mit den Profis erlebt, bei Clemens war das aufgrund der Schule etwas anders. Dadurch hat sich der Körper vielleicht ein wenig daran gewöhnen können, aber es ist natürlich trotzdem unheimlich intensiv.
Philipp: Zumal wir keine wirkliche Pause hatten. Wir haben mit der U19 in der Sommerpause der Profis trainiert, nun sind wir hier dabei. Die Beine sind wirklich schwer.
sv98.de: Clemens, du bist permanent im Profitraining dabei, dementsprechend war abzusehen, dass du auch mit in das Trainingslager fährst. Philipp und Till, wie kam es dazu, dass ihr ebenfalls dabei sein könnt?
Till: Ich durfte schon beim Quarantäne-Trainingslager in Gernsheim zum Abschluss der vergangenen Saison dabei sein, habe danach dann wieder in der U19 trainiert, bis die Vorbereitung der Profis angefangen hat. Da durfte ich dann erneut wieder mittrainieren, wobei zu Beginn noch nicht feststand, wie lange ich am Training teilnehmen werde. Getsern hat mir Pascal Pellowski dann gesagt, dass Philipp und ich die zwei Wochen in Darmstadt ordentlich mitgezogen haben und das Trainingslager nun auch eine kleine Belohnung für uns sein soll. Das hat Torsten Lieberknecht so entschieden. Wir wissen natürlich, dass wir zur U19 gehören und dort eine gute Saison spielen wollen, aber es ist toll, so eine Möglichkeit zu bekommen.
Philipp: Für mich kam diese Chance schon überraschend, zumal ich ja noch dem jüngeren Jahrgang angehöre. Es ist schön zu hören, dass wir es uns durch Leistungen selbst verdient haben und es ist natürlich ein Ansporn, genau dort weiterzumachen.
sv98.de: Wie regelmäßig ist der Austausch mit dem Trainer?
Clemens: Ich durfte ja am vergangenen Donnerstag gegen Hesperingen 90 Minuten auf dem Platz stehen, danach habe ich sowohl mit Torsten und Ovid gesprochen und ein Feedback bekommen. Auch bei den Trainingseinheiten kommen beide immer wieder auf uns zu, geben uns Hinweise und Tipps und besprechen Situationen mit uns. Dazu stehen wir auch ständig im Austausch mit Pascal Pellowski, der als Übergangskoordinator ebenfalls hier vor Ort ist. Gestern hatten wir beispielsweise auch eine Videoanalyse mit ihm, in der uns Szenen von uns gezeigt wurden.
sv98.de: Nun habt ihr bereits sechs Einheiten im Trainingslager absolviert. Hättet Ihr es euch so vorgestellt? In Sachen Intensität und Umfang.
Till: Ein Trainingslager ist immer anstrengend. Aber ich habe auch schon bei den ersten Einheiten in Darmstadt gespürt, wie hoch die Intensität bei den Profis ist. Von daher konnte ich mich ein wenig darauf einstellen, was mich hier erwartet. (lacht)
Philipp: Wobei ich hier schon merke, dass der Saisonstart immer näher rückt. Jeder der Profis will sich zeigen, alle kämpfen um die Plätze. Im Vergleich zur ersten Woche der Vorbereitung hat es da nochmal deutlich angezogen, es knallt in den Zweikämpfen, jeder geht an seine Grenzen.
sv98.de: Wie ist es, täglich mit gestandenen Profis auf dem Platz zu stehen?
Clemens: Wir lernen jeden Tag dazu. Ich gucke genau, was die anderen Innenverteidiger machen – nicht nur fußballerisch, sondern auch in Sachen Kommunikation. Das sind in gewisser Weise Vorbilder für mich, an denen ich mich orientieren möchte.
Till: Ich gucke speziell auf Fabian Schnellhardt, weil er auf meiner Position spielt und eine unglaubliche Technik hat. Seine Ballbehandlung und seine Bewegungen sind ein Maßstab, den ich gerne selbst einmal erreichen würde. Speziell ihn frage ich auch nach Tipps und Lösungsvorschläge für verschiedene Situationen.
sv98.de: Clemens, von Innenverteidigern wird immer auch Lautstärke gefordert. Wir schwierig ist es, mit 17 Jahren bei den Profis den Mund aufzumachen?
Clemens: Grundsätzlich bin ich ein Spieler, der viel spricht auf dem Platz. In der U19 mache ich das definitiv, hier habe ich mich erst einmal zurückgehalten und wollte auf keinen Fall vorlaut wirken. Aber mittlerweile kommuniziere ich viel, weil es einfach wichtig ist, die Mitspieler zu coachen. Da spielt das Alter dann auch keine Rolle mehr.
Philipp: Irgendwann ist man einfach im Flow. Da macht man es einfach automatisch.
sv98.de: Denkt ihr trotzdem ständig daran, dass ihr aktuell mit Profis auf dem Platz steht. Und eben nicht mit euren Mitspielern aus der U19?
Philipp: Es ist schon etwas anderes. Durch das Tempo und die Körperlichkeit wird es einem ständig wieder bewusst, dass man aktuell auf einem anderen Level mittrainiert.
sv98.de: Und trotzdem darfst du nicht groß überlegen, wenn du in den Zweikampf mit einem dieser Profis gehst…
Till: Genau. Es ist einem schon bewusst, dass dort alle Profis sind. Aber in den Spielformen sind es dann eher Mit- oder Gegenspieler.
Clemens: Ich habe einen ziemlich Unterschied zwischen den Einheiten und meinem Einsatz im Testspiel festgelegt. Im täglichen Training denke ich schon häufiger daran, was da für Spieler mit mir auf dem Platz stehen. Im Testspiel habe ich einfach mein Ding gemacht, da hat es in meinem Kopf keine Rolle mehr gespielt.
sv98.de: Philipp, in einer der Einheiten hast du Philip Tietz kurzerhand getunnelt. Wie fiel die Reaktion aus?
Philipp: (grinst) Tietz hat es mit Humor genommen, das ging schon in Ordnung. Aber es gab eine andere Geschichte. Beim Torschuss habe ich Marcel Schuhen überlupft, da durfte ich mir etwas anhören…(lacht)
sv98.de: Was lernt ihr abseits des Platzes von den anderen Spielern?
Clemens: Mir ist auf jeden Fall bewusst geworden, welchen Stellenwert die Regeneration besitzt. Ich nutze alles. Kältebecken, Sauna, Recovery-Boots, das hilft schon enorm.
Philipp: Wobei ich mich beim Kältebecken immer erstmal überwinden muss…(lacht)
sv98.de: Was hat euch der Trainer mit auf den Weg gegeben?
Till: Er will, dass wir alles aufsaugen, alle Informationen aufnehmen und uns auch entsprechend verhalten.
Clemens: Wir sollen uns nicht verstecken, sollen uns Dinge zutrauen. Im Spiel habe ich zwei ordentliche Bälle gespielt, danach waren zwei nicht so gute dabei. Aber er hat mir trotzdem gesagt, dass ich diese Bälle in die Tiefe weiterhin probieren soll. Er möchte, dass wir mutig sind, weil wir ansonsten nicht vorankommen werden. Dazu erwartet er eine gewisse Schnelligkeit in den Aktionen, gerade auch im Kopf.
sv98.de: Ist euch bewusst, dass Torsten viele junge Spieler gefördert hat in seiner Karriere und einigen auch zum Sprung in den Profibereich verholfen hat?
Philipp: Ich weiß, dass Karim Bellarabi unter ihm seinen Durchbruch hatte und auch Philip Tietz bei ihm debütiert hat. Wir haben schon mitbekommen, dass er häufig mit jungen Spielern gearbeitet und sie weitergebracht hat.
Till: Das spürt man auch täglich auf dem Platz. Er schaut genau hin und versucht alles, um uns weiterzubringen.
sv98.de: Mit Leon, Ensar oder auch John habt ihr hier drei Spieler ständig vor Augen, die sich einen Profivertrag bei den Lilien erarbeitet haben. Ist das täglicher Ansporn, diesen Weg ebenfalls zu gehen?
Clemens: Sie sind noch einen Schritt weiter als wir. Dementsprechend richten wir uns auch nach ihnen und tun alles, um auch diese Stufe zu erreichen und selbst einen Vertrag unterschrieben zu können.
Till: Das sind sicherlich Vorbilder für uns, weil sie konstant über einen langen Zeitraum am Training der Profis teilnehmen und sich den Vertrag verdient haben. Speziell bei John haben wir das hautnah miterlebt. Er sollte zunächst nur zwei Wochen mittrainieren, aber er hat hart gearbeitet und schlussendlich seine Belohnung dafür erhalten.
sv98.de: Für euch Jugendspieler war die letzte Saison ja eher eine zum Vergessen, weil durch Corona nur wenige Spiele absolviert worden sind. Merkt ihr, dass das Auswirkungen hat oder habt ihr das mittlerweile alles wieder aufgeholt?
Till: Das ist sicherlich eine Typfrage. Als NLZ durften wir zumindest die meiste Zeit über trainieren und Testspiele machen. Und darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, um trotzdem voranzukommen. Wir haben in dieser Zeit viele Läufe gemacht, Stabilisation und Krafttraining. Wenn man diesen Ehrgeiz nicht hat, dann war das vergangene Jahr sicherlich schwierig und nicht unbedingt produktiv für die eigene Entwicklung.
Clemens: Im Test gegen Hesperingen habe ich schon gespürt, dass ich lange nicht mehr über 90 Minuten bei hoher Intensität auf dem Platz gestanden bin. Ich hatte aber das Glück, dass ich während des harten Lockdowns schon bei den Profis mittrainieren durfte, dementsprechend ist nicht allzu viel Substanz verloren gegangen.
sv98.de: Ihr seid natürlich alle auch weiterhin für die U19 spielberechtigt. Wie ist dort der Stand, wann startet die Saison und wie blickt ihr auf ein weiteres Jahr Bundesliga?
Till: Das Ziel ist der Klassenerhalt. Natürlich möchte man auch guten Fußball spielen, aber noch wichtiger wird es sein, dass wir die nötigen Punkte sammeln. Die liga ist wirklich stark und es wird alles andere als leicht werden.
Philipp: Insgesamt wird es sieben Absteiger geben…
Clemens: Als Spieler möchte man sich natürlich weiterentwickeln und das Maximum herausholen.
sv98.de: Nehmt ihr die Tipps der Profis mit und tragt sie an die anderen weiter?
Till: Wir versuchen generell, eine Führungsrolle bei der U19 einzunehmen. Und dazu gehört auch, den Mitspielern zu helfen und die Tipps weiterzugeben, die wir hier selbst bekommen haben.
sv98.de: Abschließende Frage: Wie verbringt ihr hier die Zeit zwischen und nach den Einheiten? Team Playstation oder Team Kartenspiel?
Till: Wir sind Team Schlafen. (lacht) Wir sind so kaputt von den Einheiten, dass nicht viel Kraft für andere Dinge bleibt.
Philipp: Genau. Vorhänge zu, alles dunkel und Kraft sammeln für die nächste Einheit.