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24.03.2023 / Junglilien

„Wer Qualität und Einstellung mitbringt, kann hier zum Profi werden“

Es liegen ereignisreiche Tage, Wochen und Monate hinter dem Nachwuchsleistungszentrum der Lilien. Spieler, die den Sprung aus dem NLZ in den Profibereich geschafft haben, gewachsene Strukturen, aber auch die sportliche Enttäuschung durch die Bundesliga-Abstiege der U19 und U17. Wir haben mit Björn Kopper (Leiter NLZ) und Björn Müller (Sportlicher Leiter NLZ) über all diese Themen gesprochen und dabei auch die nächsten Schritte thematisiert.

Björn Müller (Sportlicher Leiter NLZ) und Björn Kopper (Leiter NLZ) - Foto: SV 98

Über die Gemütslage zwei Wochen nach den Absteigen der U19 & U17…

Ein Abstieg ist immer extrem enttäuschend und viele Spieler haben erstmals überhaupt eine derartige Drucksituation erlebt. Das war sicherlich nicht einfach für die Jungs und auch die Trainerteams. Schlussendlich mussten wir leider die bittere Pille schlucken und diese erst einmal verdauen. Wir haben aber auch schnell wieder den Blick nach vorne gerichtet und uns mit den Planungen für die Zukunft beschäftigt.

Über die Abstiege trotz ordentlicher Spielzeiten, die bei jeweils 17 Mannschaften auf den Tabellenplätzen 13 und 12 abgeschlossen wurden…

In einem normalen Ligabetrieb wären wir mit den erreichten Punkten absolut im Soll gewesen. Beide Mannschaften haben grundsätzlich eine gute Runde gespielt, wir waren in keiner Partie hoffnungslos unterlegen. Leider hat sich der DFB gegen alle Wünsche der Vereine dazu entschieden, eine einfache Runde ohne Rückspiele und mit dieser großen Anzahl an Absteigern auszutragen. Durch dieses System ist auch die Liga nun bereits im März beendet, da in nur 16 Spielen sechs Absteiger ermittelt wurden, was allein mit Blick auf den Ausbildungsaspekt eines Nachwuchsleistungszentrums sicherlich fragwürdig ist. Dennoch müssen wir auf uns selbst schauen und da hat es leider nicht für den Klassenerhalt gereicht.

Über die konkrete Gestaltung und Inhalte der vergangenen Tage…

Beide Teams sind bekanntlich am Samstagmittag in Karlsruhe abgestiegen und der Samstagabend hat dann schon gezeigt, wie unser Verein tickt. Wir saßen bis spät in die Nacht zusammen und haben uns Gedanken gemacht, wie die nächsten Schritte aussehen werden. Wie informieren wir Spieler und Eltern? Wie wandeln wir Fragezeichen in Ausrufezeichen? Klar ist, dass sich überhaupt nichts an unserer grundlegenden Ausbildungsphilosophie ändert. Wir stellen nun die Weichen und tun alles dafür, dass beide Abstiege ein Betriebsunfall bleiben und die Kader nächste Saison ein gehöriges Wort um den Aufstieg mitsprechen werden.

Über die sportlicher Bedeutung, in der kommenden Spielzeit mit der U17 und U19 in der Hessenliga zu spielen…

Natürlich möchte man sich mit den besten Mannschaften und Spielern messen, dieses Ziel hat jeder ambitionierte Fußballer. Trotzdem finden sich auch positive Aspekte an der Teilnahme an der Hessenliga: Wir werden sicherlich einen dominanteren Fußball mit mehr Ballbesitz spielen, als Persönlichkeit wächst ein Spieler auch daran, nahezu immer in der Favoritenrolle zu stecken und um den Aufstieg zu spielen. Und generell sind die Spiele nur ein Teil der Gesamtausbildung. Hauptsächlich stehen die Jungs auf dem Trainingsplatz und dort wird sich zeigen, welche Spieler permanent an ihr Limit gehen und das Beste aus sich herausholen können. Wir sind auf jeden Fall dafür gerüstet, den Jungs den bestmöglichen Weg aufzuzeigen.

Über weitere  Veränderungen in der Gesamtausbildung, die sich durch die Abstiege ergeben…

Die Rahmenbedingungen in unserer Ausbildung bleiben genauso bestehen. Das Internat, die Schulkooperationen, die Mitarbeiter, die Individualtrainer. Wobei wir personell sogar eher noch weiter anwachsen werden. Wir werden also in keinem Bereich irgendetwas zurückfahren. Wir unterhalten uns natürlich auch mit den anderen Verein und insbesondere das Schulprojekt hier in Darmstadt ist in dieser Form eine große Ausnahme, da wir die Trainingszeiten für die Spieler extrem gut mit dem Unterricht koordinieren können und so dafür sorgen, dass unsere Spieler nicht ständig von morgens bis zum späten Abend unterwegs sein müssen.

Über die aktuell sieben Junglilien (fünf direkt, zwei auf Abruf), die für U-Nationalteams nominiert wurden…

Das ist eine absolute Bestätigung. Die Jungs haben sich das erarbeitet, aber der Verein hat die Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Die Nationaltrainer kommen nicht einmal jährlich zum Höflichkeitsbesuch, sondern sind regelmäßig bei unseren Spielen vertreten. Die Entwicklung ist super, da sind wir sicherlich stolz drauf, weil es eine Auszeichnung für die Gesamtarbeit im Nachwuchsbereich ist.

Über Clemens Riedel und Fabio Torsiello, die beide auch im vergangenen Heimspiel der Profis wieder auf dem Spielfeld standen…

Es sind viele Punkte, die dazu beitragen, dass diese Spieler Minuten sammeln können. Sicherlich liegt es an der guten Arbeit im NLZ, dazu kommt das Trainerteam der Profis, das extrem offen dafür ist, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern und natürlich liegt es dann an den Spielern selbst, die gebotenen Chancen zu nutzen. Seit knapp zwei Jahren gibt es bekanntlich auch den Präsidiumsbeschluss, dass zwei Spieler aus dem Nachwuchsberiech permanent mit dem Profiteam trainieren. Allerdings würde es diesen Beschluss derzeit überhaupt nicht brauchen, weil sich die Jungs das durch ihre Leistungen verdient haben. Auch in der aktuellen Länderspielpause trainieren wieder einige Jungs aus U19 und U17 mit dem Team, sie sind auch im Test gegen Sandhausen zum Einsatz gekommen. Das sind keine Bonbons, die Torsten Lieberknecht einfach verteilt, sondern er holt diese Jungs dazu, weil er ihnen eine Entwicklung zutraut. Und dann müssen die Spieler selbst durch die Tür gehen. Klar ist, dass diese Tür hier in Darmstadt aktuell sicherlich weiter offen steht als bei vielen anderen Vereinen. Daran ändern auch die Abstiege der U19 und U17 nichts. Generell ist diese Erkenntnis für einen Jugendspieler sicherlich am wichtigsten. Wer die Qualität und die Einstellung mitbringt, der kann in Darmstadt zum Profi werden. Das merken wir in den Gesprächen mit Spielern und das verdeutlichen Beispiele wie Riedel und Torsiello auch eindrucksvoll.

Über die knapp zwei Jahre mit dem neuen Übergangskonzept…

Das war ein Quantensprung für den Verein und insbesondere den Nachwuchsbereich. Es sorgt für eine andere Durchlässigkeit und insbesondere die Position des Übergangkoordinators in Person von Pascal Pellowski hat sich extrem bewährt. Er ist Ansprechpartner sowohl für uns als auch den Profibereich und er begleitet unsere Talente auf einem Weg, bei dem sie auch Begleitung brauchen. Alle schreien nach individueller Betreuung und Förderung. Und durch dieses Konzept ist genau das gegeben.

Über eine mögliche NLZ-Liga…

Es gibt schon länger die Idee, im U17 und U19-Bereich den aktuellen Ligabetrieb durch eine NLZ-Liga zu ersetzen. Dieser Plan steht weiterhin im Raum, die Nachwuchsleistungszentren befürworten das auch. Dieses System würde den Abstiegsdruck mindern, die Mannschaften würden eher darum spielen, etwas zu erreichen, als etwas zu verhindern. Die NLZ-Liga könnte zur Saison 2024/25 eingeführt werden, da laufen aktuell weitere Abstimmungsprozesse. Unabhängig davon wollen wir auf jeden Fall in zwei Jahren mit beiden Teams wieder in der höchsten Liga spielen. Wie auch immer sie dann heißt.

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