sv98.de: Fabio, mit dem Spiel in Dortmund ist deine Saison noch nicht beendet, du wurdest für die U19 und ein Testspiel gegen Dänemark am 22. Mai nominiert. Wie sehr freust du dich darüber?
Fabio Torsiello: Ich freue mich natürlich sehr und bin auch stolz auf diese Nominierung. Es ist etwas ganz besonderes, auf diesem Level für Deutschland auflaufen zu dürfen. Und gleichzeitig kann ich dort auch den SV 98 repräsentieren.
sv98.de: Du hast sechs Spiele für die U18 absolviert, für die U19 könnte es nun zu deinem Debüt kommen…
Torsiello: Genau, ich war bereits einmal auf Abruf nominiert, hätte sogar noch nachnominiert werden sollen, aber habe mich leider verletzt und musste daher absagen. Nun wäre es wirklich schön, wenn ich erstmals in dieser Altersstufe auflaufen würde.
sv98.de: Du bist mit der Bilanz von 10 Bundesligaspielen zur U19 gereist. Musst du manchmal selbst darüber staunen, dass diese Zahl nun in deiner Statistik steht?
Torsiello: Auf jeden Fall. In meinem Jahrgang gibt es in Deutschland nicht so viele Spieler, die bereits Bundesliga spielen durften. Entsprechend bin ich sehr dankbar dafür, dass ich hier dieses Vertrauen und diese Anzahl an Einsätzen erhalten. Jeder einzelne Einsatz war speziell und eine krasse Erfahrung, auch, wenn es vielleicht mal nur zwei, drei Minuten waren. Ich merke dann immer erst mit etwas Abstand und nach den Spielen, wo und gegen wen ich da gerade gespielt habe.
sv98.de: Wahrscheinlich kommt auch entsprechende Rückmeldung aus dem Freundes- und Familienkreis…
Torsiello: Meine Freunde kennen mich natürlich schon ewig und sie sagen mir schon, dass es verrückt ist, wenn sie mich am Wochenende plötzlich in der Bundesliga sehen. Wichtig ist mir aber, dass ich mich gegenüber diesen Leuten nicht verändere, sondern Fabio bleibe und mich nicht über Einsätze in der Bundesliga definiere.
sv98.de: Dein Bundesliga-Debüt hast du in Heidenheim gefeiert, kannst du dich noch an das Gefühl erinnern, als du eingewechselt wurdest?
Torsiello: Ich bin auf dem Platz gelaufen und hatte erst einmal noch den Auftrag, Gjasula einen Zettel vom Trainer in die Hand zu drücken. Und danach habe ich dann gemerkt: ‚Jetzt geht es los, jetzt musst du bereit sein, jetzt gibt es kein Zurück mehr.‘ Leider konnten wir den Rückstand nicht mehr aufholen, aber es war natürlich ein besonderer Tag.
sv98.de: Ein ähnlich großes Highlight dürfte das Spiel in Leipzig gewesen sein. Startelf bei einem Champions-League-Teilnehmer…
Torsiello: Nachdem ich meinen Namen in der Startelf gesehen habe, konnte ich nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich war voller Emotionen, habe es direkt der Familie geschrieben und das Einlaufen im Stadion war dann unbeschreiblich.
sv98.de: Wie hat es sich generell angefühlt, gegen die besten Fußballer des Landes auf dem Platz zu stehen?
Torsiello: Die haben alle auf jeden Fall etwas drauf. (lacht) Beim Spiel in Leipzig hatte ich eher Lauf- statt Fußballschuhe an, weil ich so viel hinterhergelaufen bin. Man merkt sofort, welche Qualität diese Spieler haben. Gleichzeitig ist das aber auch ein Ansporn, selbst einmal an dieses Niveau heranzukommen.
sv98.de: Für die Mannschaft war es natürlich eine enttäuschende Saison, kannst du dennoch persönlich ein wenig positiv auf das Jahr zurückblicken?
Torsiello: Natürlich trübt der Abstieg die Saisonbilanz von jedem einzelnen. Aber für mich war es trotzdem ein durchaus positives Jahr. Ich bin dankbar, dass ich meine Chancen bekommen habe und viel lernen konnte. Man sagt ja gerne: Ein Auge lacht, ein Auge weint. Ich denke, dieser Satz passt ganz gut zu meiner persönlichen Saison.
sv98.de: Was hast du in dieser Saison gelernt?
Torsiello: Ich muss viel konstanter werden. Die Spieler in der Bundesliga rufen Woche für Woche eine Leistung auf extrem hohen Niveau ab, in dieser Liga darfst du dir keine großen Schwankungen erlauben. Zudem war der Unterschied zur 2. Liga natürlich extrem. Dort waren wir oft die spielbestimmende Mannschaft, jetzt haben wir natürlich andere Spielverläufe erlebt und wurden meist eiskalt für unsere Fehler bestraft. Und als Stürmer merkst du speziell, dass du häufig vielleicht nur eine Chance im ganzen Spiel bekommst und dann da sein musst. Beim Spiel gegen Augsburg hatte ich beim Stand von 0:6 eine große Möglichkeit und habe mir etwas zu viel Zeit gelassen. Und der Gegenspieler ist trotz der hohen Führung mit voller Energie hinterhergelaufen und hat meinen Abschluss verhindert. Das hat mir auch gezeigt, was Bundesliga bedeutet.
sv98.de: Neben all den Bundesliga-Momenten hast du auch fünf Spiele in der U19-Hessenliga absolviert und der Mannschaft mit vier Treffern geholfen. Für dich ganz normal, auch für die Junglilien aufzulaufen?
Torsiello: Natürlich, das ist auch meine Mannschaft. Für diese Jungs bin ich gerne da, viele Spieler kenne ich seit einigen Jahren. Dort werde ich auch immer als Fabio gesehen und nicht als Profi, der aus der ersten Mannschaft runterkommt. Wir machen viele Späße und es ist schön, mit ihnen zusammenzuspielen.
sv98.de: Mit Asaf Arania hat eine weitere Junglilie in der Bundesliga debütiert. Hast du dich für ihn besonders gefreut?
Torsiello: Ich bin immer glücklich, wenn es jemand von den Jungs schafft. Mir hat damals Clemens sehr geholfen, jetzt habe ich versucht, Asaf bestmöglich zu helfen. Nach seinem Debüt in Wolfsburg haben wir auch gesprochen und ich habe ihm gratuliert und nochmal gesagt, dass er genießen soll, was er da erleben durfte.
sv98.de: Im kommenden Jahr geht es in der zweiten Liga weiter. Dort hast du in der Aufstiegssaison bereits ein paar Minuten gesammelt, hast du schon eine gewisse Vorfreude auf die neue Spielzeit oder denkst du erstmal nur an die U19-Nationalmannschaft und dann an den Urlaub?
Torsiello: Ich freue mich jetzt auf das Spiel gegen Dänemark und dann werde ich auch im Urlaub ständig an Fußball denken und oft einen Ball am Fuß haben. Ich kann nicht ohne. Natürlich werde ich auch abschalten, aber ich möchte mich auch so vorbereiten, dass ich mit Start der Vorbereitung Vollgas geben kann. Und ich möchte natürlich dabei mithelfen, dass wir eine gute Saison spielen können.
sv98.de: Zur neuen Saison ändert sich auch im Nachwuchsbereich vieles, das Top-Talente-Team wird eingeführt. Für junge Spieler sicherlich etwas Gutes, oder?
Torsiello: Das ist wirklich top. Viele Spieler aus der Jugend können dort ihre ersten Erfahrungen im Herrenbereich sammeln und sich auch an Tempo und Härte gewöhnen. Die Hessenliga ist da sicherlich ein Start auf hohem Niveau. Umgekehrt können auch ein paar Spieler aus der Profimannschaft nach Verletzungen dort wieder die ersten Minuten sammeln und Spielpraxis bekommen. Für den Verein ist das sicherlich eine gute Sache. Und ich habe schon mit einigen Spielern aus der U19 gesprochen, dort freuen sich auch viele darüber, diesen Schritt gehen zu können.