„Ich war in Cottbus im Internat und nur am Wochenende immer einen Tag zu Hause. Es war schon schwer dann jedes Mal aufs Neue wieder zurück nach Cottbus zufahren. In dieser Phase kamen mir damals auch Gedanken vielleicht ganz mit dem Fußball aufzuhören“, beschrieb Youngstar Maximilian Beier im Interview mit der TSG Hoffenheim seine Zweifel und erläuterte weiter: „Ich hatte einfach zu großes Heimweh. Die Distanz zu meinen Eltern und das Alleinsein in Cottbus haben mich extrem belastet es ging teilweise nicht mehr.“ Aus Bundesliga-Fansicht kann man heute sagen: Zum Glück hat Beier nicht aufgehört. Der 21-Jährige spielt eine sehr starke Saison, wurde zuletzt auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit einer Nationalmannschafts-Nominierung belohnt.
Beide Geschichten zeigen den Charakter des Hoffenheimer Offensivspielers. Maximilian Beier ist ein ruhiger, zurückhaltender Typ, beschreibt sich selbst als schüchtern. „Früher haben meine Freundin und ich uns drum gestritten, wer im Supermarkt die Kassiererin anspricht, um zu fragen wo etwas im Laden steht“, erinnert sich Beier.
Der in Brandenburg an der Havel geborene Stürmer wechselte mit 12 Jahren zu Energie Cottbus ins Internat, zweieinhalb Stunden entfernt von seinem Elternhaus. Für den schüchternen Beier eine riesige Herausforderung, bis heute habe er übrigens Prüfungsangst. Ein im Raum stehender Auszug aus dem Internat verhinderte sein damaliger Trainer Patrick Schrade. „Er hat mich vom Bahnhof abgeholt oder ist mit mir auch mal essen gegangen“, erinnert sich Beier an die Zeit zurück: „Ich bin ihm bis heute sehr dankbar!“
Umso erstaunlicher wirkt Beiers Wechsel mit 16 Jahren zu TSG Hoffenheim, schließlich war die Distanz nach Hause nun noch deutlich größer. Beier selbst glaubt aber, dass er deutlich abgehärteter war, die Erfahrung aus Cottbus ihm zudem geholfen habe. In der U17-Bundesliga wusste der Angreifer sofort zu überzeugen, traf in 26 Spielen gleich 18-Mal. In der Saison 2019/20 folgte dann das Bundesliga-Debüt für das Sturm-Juwel.
Der endgültige Durchbruch gelang Beier aber nicht im Kraichgau, für zwei Jahre wurde der heute 21-Jährige zu Hannover 96 verliehen, hier ging sein Stern immer mehr auf. Doch wie „Maxi“ dann die Saison 2023/24 begann, damit hatten nur die wenigsten gerechnet. Nach acht Spielen stand Beier bei sechs Toren, in den ersten zehn Spieltagen gelangen ihm insgesamt neun Torbeteiligungen.
Mit der TSG Hoffenheim will Maximilian Beier in der kommenden Saison international spielen, ob das gelingt wird auch sicherlich von seinen Leistungen in den letzten beiden Spielen abhängen. Bei einem Einzug in die Europa- oder Conference-League darf sich der Fernsehzuschauer dann vielleicht auch über ein eher selten vorkommenes Beier-Interview freuen.