02.11.2024 / Profis
Das Torfestival in der Analyse
„Das beste Spiel unter meiner Regie“, nannte Florian Kohfeldt den Auftritt seiner Mannschaft bei der SpVgg Greuther Fürth. Spielkontrolle, Konzentration und Chancenverwertung. All diese Punkte erledigten die Lilien am Ronhof mit Bravour. Wir blicken in unserer Analyse nochmals auf das 5:1 der Lilien zum Abschluss der Englischen Woche.
Szene des Spiels:
Der Treffer zum 2:0 durch Fynn Lakenmacher. Selbstverständlich gibt es bei einem 5:1 zahlreiche Szenen, die eine besondere Würdigung verdient hätten. Doch die sehenswerte Torpremiere Lakenmachers brachte die Lilien in Fürth endgültig auf die Siegerstraße. Seit dem Amtsantritt von Florian Kohfeldt war der SV 98 in den Spielen gegen Braunschweig, Magdeburg, Köln, Ulm und Dresden mit 1:0 in Führung gegangen. In allen Partien kassierten die Südhessen das 1:1, auch wenn die Begegnungen mit Köln und Dresden dennoch gewonnen werden konnten. „Wir hatten die Chancenverwertung im Vorfeld noch einmal angesprochen und auch die Minuten nach einem eigenen Treffer, in denen wir schon häufiger schnell wieder ein Gegentor kassiert haben. Heute waren wir hochkonzentriert und haben nachgelegt“, resümierte Kai Klefisch nach der Partie und nannte damit einen wichtigen Schlüssel zum deutlichen Auswärtssieg. Isac Lidberg hatten den Ball in den Strafraum gespielt, Lakenmacher die Kugel zunächst mit seinem wuchtigen Körper abgeschirmt und dann aus einer Drehbewegung heraus in die lange Ecke platziert. Sehenswert und gleichzeitig immens wichtig. Einer sichtlich verunsicherten Fürther Mannschaft versetzte dieser Gegentreffer einen weiteren Nackenschlag, für den SV 98 war es in der Rückbetrachtung wohl der ausschlaggebende Moment für das folgende Torfestival. Zudem unterstrich das Tor des nach einer knappen halben Stunde eingewechselten Angreifers auch die Aussagen von Cheftrainer Kohfeldt, der die „Breite“ des Kaders bereits vermehrt gelobt und hervorgehoben hatte. „Alle Spieler sind im Rhythmus. Viele Spieler sind in einer guten Form. Das bereitet dem Trainer positive Kopfschmerzen.“
Das lief gut:
Erfreulicherweise sehr viel. Kohfeldt sprach zurecht vom „besten Spiel“ unter seiner Regie. Wir wollen zwei Punkte noch einmal hervorgehoben.
Chancenverwertung: In der Analyse von Dresden war dieser Punkt noch deutlich zu bemängeln, in Fürth zeigten sich die Lilien vor dem Tor deutlich effizienter. „Noch immer war nicht jeder Schuss ein Treffer, aber jeder einzelne Abschluss war seriös. Das ist mir wichtig“, so Florian Kohfeldt, der zuvor durchaus auch sehenswerte Treffer hatte bejubeln dürfen. Lakenmachers Drehschuss, Killian Corredors platzierter Abschluss nach Sololauf oder der Lupfer von Sergio Lopez. Alle Tore strahlten eine Überzeugung aus und den Willen, den jeweiligen Treffer unbedingt erzielen zu wollen. „Wir haben heute eiskalt zugeschlagen“, bilanzierte Philipp Förster, der den SV 98 mit seinem Tor in Führung gebracht hatte. Positiv hervorzuheben bleibt auch: Die Tore und weiteren Chancen waren nahezu allesamt sehenswert herausgespielt, alle fünf Treffer fielen aus dem Spiel heraus.
Die Arbeit gegen den Ball: „Wir haben das Spiel nahezu über die komplette Zeit dominiert“, fasste Klefisch nach Abpfiff das Geschehen treffend zusammen und sprach von einem „defensiv und offensiv überragenden Spiel“. Im Ballbesitz strahlten die Lilien hohe Konzentration und Spielfreude aus, extrem auffällig war aber insbesondere die Arbeit gegen den Ball. Angefangen bei der Doppelspitze setzte der SV 98 die Gastgeber immer wieder unter Druck, lief in hohem Tempo an und fand nach Ballverlusten auch sofort einen Weg ins Gegenpressing und belohnte sich so mit zahlreichen Ball(rück)eroberungen. Trotz der fünf Treffer lobte Kohfeldt seine Offensivreihe daher auch explizit für diesen Punkt: „Mein größtes Kompliment gibt es dafür, wie die Offensivspieler heute gegen den Ball gespielt haben. Wenn ich etwa sehe, wie Isac und Fynn den Gegner noch in der 80. Minute anlaufen, dann ist das die Grundlage dafür, dass die Mannschaft erfolgreich sein kann.“
Das lief nicht gut:
Die Verletzung von Fraser Hornby: „Für uns gab es heute nur einen Wermutstropfen, das ist die Verletzung von Fraser Hornby.“ Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel machte Kohfeldt relativ schnell deutlich, welcher Punkt den extrem positiven Gesamteindruck ein wenig schmälerte. Bei einem Zweikampf in der 25. Minuten war Hornby von seinem Gegenspieler gefoult worden und mit seinem Fuß weggeknickt, eine denkbare ungünstige Situation. Für rund drei Minuten stand der Angreifer danach noch auf dem Feld, die Schmerzen machten ein Weiterspielen aber unmöglich. „Wir müssen sehen, ich möchte ungern spekulieren, aber er wirkte schon niedergeschlagen“, verriet Kohfeldt, verbunden mit der Hoffnung: „Ich hoffe natürlich, dass es nur eine Prellung oder eine Dehnung ist.“
Das späte Gegentor: Auf das Spiel selbst bezogen, muss man schon die Lupe nehmen, um etwas zum Knoddern zu finden. „Von mir gibt es heute keine Kritik, sondern einfach nur ein Kompliment für diese Leistung zum Ende der Englischen Woche.“ So antwortete Kohfeldt auf die Nachfrage nach dem späten Gegentor zum Endstand von 5:1. Der Lilien-Cheftrainer gab aber auch zu, dass ihn das Tor der Fürther in diesem Moment „brutal geärgert habe“, bevor er mit einem Schmunzeln ergänzte: „Ich habe eine Kiste umgetreten, mich dann aber auch zu meinen Co-Trainern umgedreht und gesagt: ‚Dann haben wir am Dienstag etwas, was wir erzählen können.'“
Denn am Dienstag starten die Lilien mit der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Hertha BSC. Vielleicht klappt es dann mit dem ersten Zu-Null-Spiel in dieser Saison.