sv98.de: Die wichtigste Frage vorab: Wie verändern sich die Preise im Vergleich zur Saison 23/24?
Markus Pfitzner: „Wir haben die Preise deutlich reduziert – im Mittelwert über alle Kategorien hinweg um zirka ein Viertel im Vergleich zur aktuellen Saison. Es war niemals auch nur angedacht, die Preise aus der Bundesliga aufrechtzuerhalten. Selbstverständlich nehmen wir einen Großteil der im letzten Jahr emotional diskutierten Preiserhöhung nach dem Aufstieg in die Bundesliga zurück. So kostet die günstigste Dauerkarte auf der Südtribüne wieder unter 200 Euro. Auch die Preise im Block A und der Nordtribüne bewegen sich unter der Grenze von 400 Euro. Die Dauerkartenpreise für die Sitzplätze der Gegentribüne wurden um rund 200 auf unter 600 Euro gesenkt.
Dauerkarteninhaber im Stehbereich der Gegentribüne zahlen pro Spiel in der Saison 2024/25 als Normalzahler 15 Euro. Vereinsmitglieder – und dies sind mittlerweile ein Großteil der Dauerkartenbesitzer – zahlen hier knapp über 13 Euro pro Spiel. Dies für einen Stehplatz in unmittelbarer Nähe zum Spielfeld und teils auf Höhe Mittellinie oder Strafraum. In diesem Bereich gibt es bei fast allen Klubs nur Sitzplätze mit Preisen meist jenseits der 30 Euro. Wir sind froh, dass wir hier für fast 5.000 Menschen – rund 30 Prozent der Heimbesucher – sehr verträgliche Preise anbieten können.
sv98.de: Bekanntermaßen spielen wir 24/25 wieder in der 2. Liga. Wie ist Preisentwicklung im Vergleich zu letzten Zweitliga-Saison 22/23?
Michael Weilguny: Gegenüber 22/23 ergibt sich für alle Kategorien im Schnitt ein Anstieg von knapp 10 Prozent zur neuen Saison 24/25. Dies entspricht quasi der Inflationsentwicklung im gleichen Zeitraum. Preisentwicklungen müssen wir bei unseren Planungen natürlich berücksichtigen
sv98.de: Wie läuft denn der Preisfindungsprozess im Detail ab?
Weilguny: Im ersten Schritt setzen sich die Fachabteilungen Ticketing und Finanzen mit mir als kaufmännischem Geschäftsführer sowie Markus Pfitzner zusammen und erarbeiten erste Orientierungsvorschläge. Diese werden dann sowohl mit dem Gesamtpräsidium, aber auch im Detail mit unseren Fanbeauftragten und Vertretern der Fan- und Förderabteilung diskutiert. Vor der finalen Festlegung diskutieren wir die Preise auch noch einmal im Fanbeirat, der mit verschiedenen Fan- und Tribünengruppierungen besetzt ist. Und auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates und der Ältestenrat sind mit in die Abstimmung eingebunden.
sv98.de: Gab es einen großen Diskussionsbedarf auf dem Weg vom ersten Preisentwurf bis zu den final verabschiedeten Preisen?
Pfitzner: Nein, das war in diesem Jahr zum Glück nicht der Fall. Alle Beteiligten waren sich schon im Vorfeld einig, dass wir die Preise gegenüber der Bundesligasaison deutlich senken wollen. Trotzdem mussten wir die zwischenzeitlich aufgetretenen, zum Teil erheblichen, Preissteigerungen, die den Verein in der Organisation rund um ein Heimspiel betreffen, berücksichtigen. Wir sind gegenüber unseren Vereinsmitgliedern verpflichtet, seriös und vorausschauend zu kalkulieren.
Und es gilt an dieser Stelle auch noch einmal zu betonen, dass das Ticketing in Gänze einen sehr wichtigen Teil zur Gesamtfinanzierung einer Saison beiträgt. Wir sind nun mal kein Investorenklub, sondern wollen und müssen uns über die ganz klassischen Einnahmequellen finanzieren. Und dazu gehören neben den Medienerlösen, dem Sponsoring eben auch die wichtigen Säulen Mitgliedsbeiträge und Erlöse aus dem Ticketing. Profifußball in Darmstadt geht nur gemeinsam. Wir leben nicht von der Zuwendung einer einzelnen Person oder Unternehmung, sondern von über 500 Sponsoren, rund 15.000 Mitgliedern und jeden Spieltag knapp 18.000 Menschen im (fast) immer ausverkauften Merck-Stadion am Böllenfalltor. Wir leben von unserer Gemeinschaft – im direkten und übertragenen Sinn.
sv98.de: Wie geht denn der Verein mit Fans um, die sich die Preise nicht leisten können?
Michael Weilguny: Ein sehr wichtiges Thema für uns. Wir werden auch in diesem Jahr bei jedem Heimspiel mehr als 100 Personen aus sozialen Einrichtungen in Darmstadt und dem Landkreis, Freikarten zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird es den so genannten „Sozialfonds“ wieder geben. Alle Bezugsberechtigen (Bezieher von Arbeitslosen & Bürgergeld) erhalten die Dauerkarten für die Südtribüne zum halben Preis. Dieses Kontingent werden wir zahlenmäßig auch weiterhin nicht beschränken. Auch Personen und Familien, auf die die oben genannten Kriterien nicht zutreffen, können sich an uns wenden. Wir wollen niemanden aus der Lilien-Familie vom Stadionbesuch ausschließen. Dies gilt im Übrigen auch für Jugendliche. Daher gilt bei uns die „Kinder“-Ermäßigung auch weiterhin für alle Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren.
sv98.de: Was gibt es sonst noch in Bezug auf das Ticketing für die kommende Saison zu beachten?
Markus Pfitzner: In Abstimmung mit Fan- und Vereinsvertretern haben wir uns dazu entschieden, alle Dauerkarten mit der diesjährigen Verlängerung in ein Abo-Modell zu überführen. Gerne möchten wir die Abläufe bestmöglich anpassen bzw. vereinfachen. Das neue Modell bedeutet beispielsweise, dass alle Dauerkarteninhaber in diesem Sommer ein letztes Mal aktiv ihre Dauerkarten verlängern müssen, weil in der Folgesaison 25/26 das Saisonticket automatisch zugeschickt wird.
Natürlich werden dabei alle verbraucherrechtlichen Aspekte berücksichtigt, fest versprochen: Das Dauerkarten-Handling bei den Lilien soll dadurch künftig noch fanfreundlicher gestaltet werden und das Dauerkarten-Abo für alle Beteiligten Vorteile bringen. Alle Details dazu werden in Kürze veröffentlicht.
sv98.de: Gibt es denn weiterhin die Möglichkeit seine Dauerkarte weiterzugeben, wenn man als Fan mal verhindert ist?
Michael Weilguny: Ja, natürlich. Über die Ticketbörse können bei allen ausverkauften Spielen Karten angeboten werden. Dies wird auch sehr rege genutzt und sorgt für Vorteile auf Verkäufer- und Käuferseite. Mittlerweile funktioniert dies über unsere „WirLilien-App“ auch wunderbar digital, so dass keine Tickets mehr physisch weitergegeben werden müssen.